RÖMERSTRASSE ENTDECKEN
ROUTE
Aichhalden-Rötenberg
Teilstrecke Kinzigtalroute
RÖMISCHES
DER BRANDSTEIG
Westlich des Dorfes Rötenberg, das zur Gemeinde Aichhalden gehört, befindet sich der sogenannte „Brandsteig“. Diese wichtige römerzeitliche und vorgeschichtliche Fundstelle liegt an der Kinzigtalstraße, und zwar an der Stelle, an der die von Argentorate (Straßburg) an die obere Donau führende Route das Kinzigtal verlässt und mit über 690 Meter die Passhöhe erreicht. Diese Fernverbindung wurde unter Kaiser Vespasian im Jahr 74 angelegt und verkürzte die Strecke zwischen Rhein und Donau um 160 km. Eine sprudelnde Quelle und eine weite Aussicht luden Reisende am Brandsteig zur Rast ein.
Bereits im 18. Jahrhundert wurden hier römische Mauerreste entdeckt. Über lange Zeit wurde der Boden durchwühlt und die Funde verkauft oder als günstiges Baumaterial verwendet. Einige Säulen sind aber heute noch erhalten und finden sich in Rötenberg an verschiedenen Orten, zum Beispiel an der Kirche, aber auch am Brandsteig selbst. Erste wissenschaftliche Dokumentationen entstanden ab dem 19. Jahrhundert. Untersuchungen durch die Reichs-Limes-Kommission Anfang des 20. Jahrhunderts führten zur Annahme, dass es sich hier um eine staatliche Raststätte und Pferdewechselstation (mansio, mutatio) handele. Auch wenn es früh schon Zweifel an dieser Interpretation gab, hielt sich diese Auslegung bis ins 21. Jahrhundert.
Nachdem 2001 Dr. Christoph Wulfmeier in einem Aufsatz an der Deutung des Grundrisses als Straßenstation begründete Zweifel geäußert hatte, wurden im Zuge der Denkmalinventarisierung geophysikalische Messungen veranlasst, um ein verlässlicheres Bild der Gesamtanlage zu erhalten. Das Ergebnis überraschte, zeichneten sich doch die Grundrisse von mindestens sieben, vielleicht auch neun gallorömischen Umgangstempeln ab.
Bei dieser einheimischen Tempelform wird ein meist quadratischer Kultraum (cella) allseitig von einem säulengeschmückten Umgang begleitet. Dazu passen die vielen Säulenfunde. Hinzu kommen weitere Bauten, bei denen es sich um Unterkunftshäuser, Lager oder Werkstätten handeln sollte, sprich all die Einrichtungen, die für die hier tätigen Priester wie auch für die Besucher notwendig waren. Man kann also davon ausgehen, dass es sich hier um einen größeren Tempelbezirk gehandelt hat. Dass der Brandsteig ein guter Ort für Reisende war, um Dankbarkeit für die gelungene Reise zu zeigen oder um Schutz für den noch zu bewältigenden Weg zu erbitten, zeigt sich an weit in die Vorgeschichte zurückreichenden Funden, aber auch an der mittelalterlichen Wallfahrtskirche, die bis zur Reformation über dem Nordosteck der antiken Ummauerung gestanden hat. Eine Raststation mit Unterkunftsmöglichkeiten in römischer Zeit wird vermutlich dennoch ebenfalls am Brandsteig bestanden haben. Die genaue Lage ist aber noch unklar, ebenso wie der exakte Verlauf der Fernstraße an dieser Stelle.
Heute ist von der Anlage am Brandsteig oberirdisch fast nichts mehr zu sehen. Es sind aber zwei hier gefundene Säulen aufgestellt, die einst Teil der Säulengänge an den Tempeln waren. Außerdem ist der Abguss eines Votivsteins zu besichtigen, den der Centurio Quintus Antonius Silo zwischen den Jahren 89 und 96 n. Chr. der Schwarzwaldgöttin Abnoba gestiftet hatte. Neben Abnoba bzw. Diana Abnoba, der kelto-römischen Göttin des Waldes und der Quellen, wurde auf der Passhöhe auch Merkur, der schützende Gott der Kaufleute, Reisenden und Diebe verehrt, was ein 1983 hier gefundenes Weihrelief mit Merkurdarstellung beweist. Eine freie Nachbildung dieses Reliefs wurde ebenfalls bei der Anlage aufgestellt.
BRANDSTEIG
Ausgeschildert ab Rötenberg (Brandsteigstraße)
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